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Synästhesie

Etwa 4 Prozent der Menschheit sollen mit dieser Besonderheit ausgestattet sein. Nicht selten sind Hochsensibilität und Synästhesie gekoppelt. Es handelt sich dabei darum, dass eingehende Sinneseindrücke miteinander vermischt werden.                                                                                                                           

Für Catarina z.B. bilden der Buchstabe A und die Zahl 2 eine Art Symbiose. Beide wirken auf sie dynamisch und freundlich und sie würde sie immer mit der Farbe blau in Verbindung bringen.

Für Antonia haben Wochentage verschiedene Farben, aber auch die Gegenstände in der Schule.

Elli wiederum verbindet Zahlen mit Farben und Eigenschaften (1 = weiß, freundlich und kalt), Buchstaben mit Farben und Eigenschaften (D = gelb und satt), ebenso Wochentage (Dienstag = gelb und aufregend) und Monate (Oktober = braun und kuschelig).

Wie man sieht, gibt es unterschiedliche Formen der Synästhesie.

Die meisten Kinder, welche diese Veranlagung haben, gehen davon aus, dass das bei jedem so ist. Deshalb kann es für sie zu einer zusätzlichen Herausforderung werden, wenn es darum geht, den schulischen Alltag zu meistern. Besonders dann, wenn Synästhesie an Hochsensibilität gekoppelt ist, was, wie schon erwähnt, doch öfter der Fall ist.

Neben ihrer intensiven Reizverarbeitung (siehe auch Blogartikel „Was bedeutet Hochsensibilität?) müssen diese Kinder dann auch noch umdenken und lernen (bzw. sich anpassen), dass in der Schule alle Buchstaben und Zahlen die gleichen Farben oder von der Lehrkraft vorgegebene Farben haben. Das heißt, sie müssen nicht nur Buchstaben und Zahlen grundsätzlich schreiben lernen, sondern auch noch mit einer Farbe der Buchstaben und Zahlen arbeiten, die nicht ihrem natürlichen Empfinden entspricht.

Noch ein Wort zu Catarina: Heute, als junge erwachsene Frau, kann sie ihre angebliche Rechenschwäche nachvollziehen. Sie konnte in der Schule keine Rechenaufgaben lösen, wenn die gesamte Tafel mit Zahlen und Zeichen vollgeschrieben war. Sie verlor sich darin und hatte auch nicht die Zeit, all das Geschriebene für sich gedanklich zu ordnen. Zu Hause bzw. wenn sie alleine arbeiten konnte, fiel ihr das Lösen von Rechenaufgaben leichter.

Ich bringe dieses Beispiel deshalb, weil ich aufzeigen möchte, wie schnell jemand als „schlecht im Rechnen“, „untalentiert im Aufsatzschreiben“,…abgestempelt wird.

Auch finde ich es wichtig, Eltern über dieses Thema zu informieren, damit sie wissen: “Mein Kind ist perfekt so wie es ist, obwohl oder gerade weil es anders ist!“

Außerdem könnte man dies eventuell ins Lernkonzept einbauen, indem man z.B. die verschiedenen Inhalte mit den „richtigen“ Farben ausstattet. Im Gespräch mit dem Kind kommt man hier sicher zu interessanten neuen Lösungen.

Übrigens, nahezu alle diese Kinder wünschen sich, dass sie auch in der Schule ihre Persönlichkeit stärker ausleben dürfen, dass sie mehr individuelle Arbeitszeit und mehr gedankliche Freiräume haben. Sie wünschen sich, dass sie mehr selbst bestimmen dürfen.

Diese Kinder, die heute bereits erwachsen sind, sagen rückblickend, dass sie sich zwar angepasst haben an das, was vorgeschrieben war, dass es sie jedoch viel Energie gekostet hat.

 

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